Bürgerschaftliches Engagement, freiwilliges Engagement, Freiwilligenarbeit, Bürgerarbeit
In den 1990er Jahren kamen eine Reihe alternativer Bezeichnungen zum angestammten Begriff des Ehrenamtes auf. Zum Teil abgeleitet aus dem Englischen (vom Wortstamm Volunteer) sollte das historisch gewandelte Verständnis des freiwilligen unentgeltlichen Tuns für andere zum Ausdruck kommen. In diese Reihe gehört auch der Begriff des sogenannten "Neuen Ehrenamtes", das im Gegensatz zum klassischen Ehrenamt eine Bedeutungsverschiebung vornimmt: Die neuen Formen des Ehrenamtes sind u.a. gekennzeichnet durch eine stärkere Berücksichtigung der eigenen Motive und Wünsche engagementbereiter Menschen. Diesen Aspekt betont auch der Begriff des "freiwilligen Engagements" ausdrücklich: Aus freiem Willen zu handeln setzt sich ab gegen eine lebenslange weltanschauliche oder religiöse Bindung, die ganz selbstverständlich zur Lebenswelt des klassischen Ehrenamtes gehört und in einer offenen, säkularen Gesellschaft zu schwinden scheint. Der Begriff des "Bürgerschaftlichen Engagements" betont hingegen einen anderen Strang der Debatte um die Erneuerung des Ehrenamtes: Hiermit soll darauf hingewiesen werden, dass Menschen, wenn sie sich engagieren, im Selbstverständnis des mündigen Bürgers handeln. Bürger eines demokratischen Gemeinwesens zu sein heißt keineswegs, sich nur als "guter" Staatsangehöriger zu verhalten. Vielmehr zeigen Bürger durch Teilhabe, Mitgestaltung und Mitverantwortung ein anderes, selbstbewussteres Verständnis als das im klassischen Ehrenamt noch mitschwingende Festhalten an festen Regelungen und Hierarchien.
Der Begriff der "Freiwilligenarbeit" betont wiederum die besondere Stellung zur Erwerbsarbeit. Ähnlich wie in der Diskussion um Frauen- oder Familienarbeit zeigt sich in unserer Gesellschaft, dass der Wert einer Tätigkeit stark von ihrem Status als (bezahlter) (Erwerbs-)Arbeit abhängt. "Freiwilligenarbeit" betont daher den Aspekt der Leistung im ehrenamtlichen Engagement. Der Ausdruck betont aber auch, dass diese Leistung nicht weisungsgebunden wie in der abhängigen Erwerbsarbeit, sondern aus freien Stücken erbracht wird. Diese Debatte ist vor allem im Umkreis um die Vorschläge des Soziologen Ulrich Beck geführt worden, der mit einem bezahlten Sektor der "Bürgerarbeit" eine Verbindung zwischen Erwerbsarbeit und ehrenamtlicher Tätigkeit herstellen wollte. Im Freiwilligensurvey hielt eine Mehrzahl der Befragten "Freiwilligenarbeit" als die passende Bezeichnung für freiwillige, unentgeltliche Tätigkeiten für andere.