Community Organizing
Die Verbindung von Stadtteilbewohnern zu einem sozialen, auch politisch agierenden Netzwerk, das offiziellen Autoritäten der Kommunalpolitik Paroli bieten kann, war der ursprüngliche Impuls, als Community Organizing (CO) Anfang des 20. Jahrhunderts sich zunächst in den Slums von Chicago ausbreitete. Dieser dezidiert politische Impuls wurde im Lauf der Jahre zwar schwächer, dennoch ist dieser bei CO noch heute einen wesentlich politischer als viele der in Deutschland vergleichbaren Ansätze von Gemeinwesenarbeit.
CO beruht auf dem systematischen Aufbau von Netzwerken im Stadtteil oder einer Region, die für ihr Wohnumfeld sensible Themen wie Wohnen, Verkehr, Industriebrachen und ihre Nutzung oder Bildung aufgreifen und zum öffentlichen Thema machen. Wichtig ist der Ansatz an Grundbedürfnissen der Stadtteilbewohner, die im Prozess des CO systematisch artikuliert werden sollen. Initiatoren des CO-Prozesses versuchen anfangs gezielt Meinungsträger und Multiplikatoren zu gewinnen, die dem Netzwerk Gewicht verleihen. CO geht es auch um Macht bzw. Gegenmacht, was sich in vielen kreativen öffentlichen Aktionen niederschlägt. Deswegen wird es auch für wichtig erachtet, durch persönlich erkennbare Sprecher des Netzwerks gegenüber der Politik (Ver-)Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. Es geht nicht um die Sicherung von Privilegien einer Community, den Ausschluss der „Fremden“, oder um Kampagnen nach dem St. Florians-Prinzip („Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd’ andre an“) bzw. dem NIMBY-Prinzip („Not In My Backyard“), sondern es wird von Werten der gleichen Menschenwürde und des gleichen Rechtes aller Menschen auf Entfaltung ihrer Persönlichkeit ausgegangen.
Insbesondere durch die Arbeit des Forums Community Organizing (foco e.V.) und des Deutschen Instituts für Community Organizing (DICO) hat sich dieser Ansatz in Deutschland verbreitet und in einigen Städten und Gemeinden zu erfolgreichen Stadtteilforen geführt. Weitere Informationen unter www.fo-co.info und www.dico-berlin.org.